verliebtheit

verliebtheit

Verliebtheit ist das wohl deutlichste Beispiel für die Mischung von Lust und Unlust in unserem sexuellem Verhalten. Auf der einen Seite ist Verliebtheit etwas Schönes, wovon man fröhlich wird und Energie bekommt. Und wenn die Verliebtheit erwidert wird, dann erlebt man den ‘Himmel auf Erden’.

verliebtheitVon kurzer Dauer

Zwei verliebte Menschen gehen vollständig ineinander auf und die Welt ist in ihren Augen ein Paradies. Sie haben nur einen Wunsch: einander glücklich machen, bei einander sein, sich küssen, streicheln, Sex haben. Am liebsten würden sie miteinander auf einer unbewohnten Insel wohnen. Betrachtet man es vom sozialen Standpunkt aus, dann formen sie auch ein Art Insel, denn die Welt um sie herum ist nur noch eine Art Dekoration, ein Habitat, das ihre Konsumbedürfnisse befriedigt. Die gegenseitige Verliebtheit dauert meist nicht lang, aber ‘while it lasts it is pure heaven’ (göttlich so lange es dauert). Es findet eine Anpassung an das alltägliche Leben statt. Die effektivste Art und Weise, der Verliebtheit bewusst ein Ende zu setzen ist, eine Familie zu gründen.

Unlustgefühle

VerliebtheitMeist ist die Verliebtheit jedoch nicht oder nur teilweise beiderseitig. Dann hat der Verliebte Unlustgefühle. Die ersten Erfahrungen mit Verliebtheit sind meist von dieser Sorte. Jungen verlieben sich in Mädchen ihres eigenen Alters oder auch in ältere Mädchen und Frauen, aber die sind meist unerreichbar, da sie sich meist selbst in ältere Jungen oder Männer verlieben. Diese können sie meist erreichen, aber nicht zu den Bedingungen, die das Mädchen möchte. Der Geschlechterunterschied besteht nun einmal daraus, dass Jungen ihren Samen verbreiten und dass Mädchen ein Baby (also Fürsorge und Schutz) bekommen möchten. Das Muster von Verliebtheit als eine recht hoffnungslose und frustrierende Erfahrung setzt sich in der Pubertät und oft auch noch eher fest. Das hat große Folgen für das spätere sexuelle Verhalten. Auf jeden Fall sieht man in der Jugendlichen kultur, vor allem in der Musik, ganz klar, wie viel Schmerz in den so genannten ‘Beziehungen’ erlitten wird. Unter der Anziehungskraft scheint sich eine große Dosis Bosheit, Abscheu und Antagonismus zu verstecken. Liebeskummer – verletzen und verletzt werden – hat einen deutlich sadomasochistischen Charakter.

Fortpflanzung

Die Funktion von Lust ist in engem Zusammenhang mit der Fortpflanzung zu sehen, da das sexuelle Verlangen die Geschlechter einander näher bringt. Die subjektive Erfahrung von Verliebtheit korrespondiert mit der objektiven Präsenz von Umständen (Hormonspiegel, Gegebenheiten), die dafür sorgen, dass die Geschlechtszellen (Eizelle und Samenzelle) letztendlich verschmelzen. Der unbezähmbaren Lust (Trieb) steht eine regulierende Unlust gegenüber (Abscheu, Verbot, Problematisierung), welche die Lust soweit wie möglich auf das Fortpflanzungsziel beschränkt. Wenn das Fortpflanzungsziel aus der Verliebtheit verschwinden würde, dann könnte sie voll aufblühen und gäbe es weniger Frustrationen, Schmerz und Kummer.

Dik Brummel